Wir feiern den Menschen - FIBS

Wir feiern den Menschen - FIBS

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00:00:00: Wir feiern den Menschen. Ein Podcast des evangelischen Familienzentrums FIPS.

00:00:07: Herzlich willkommen zu einer weiteren Episode in dem Podcast Wir feiern den Menschen. Mein

00:00:15: Name ist Thomas Walter und mir gegenüber steht heute Silke Schulte. Silke, herzlich willkommen.

00:00:21: Danke schön, dass ich hier sein darf. Silke, du bist auch pädagogische Fachkraft in der Einrichtung

00:00:27: im evangelischen Familienzentrum FIPS. Vielleicht stellst du dich kurz vor und erzählst uns ein

00:00:30: bisschen über deine Aufgabe. Also ich bin seit 1999 in der Einrichtung tätig als

00:00:36: pädagogische Fachkraft. Ich habe als Vertretung angefangen und habe dann einen Festvertrag

00:00:41: bekommen und arbeite im Bereich Sprache und interkulturelle Erziehung und religiöse Sachen.

00:00:49: Das sind die Bereiche, in denen ich arbeite. Bin im Moment aber auch in allen Gruppen als

00:00:54: Springer unterwegs. Interkulturell hört sich spannend an. Was umfasst interkulturell?

00:00:59: Interkulturell. Wir machen ein internationales Café. Bieten wir an, was mal aus einem Frauencafé

00:01:05: entstanden ist. Mittlerweile offen ist für auch für Männer und treffen uns dazu verschiedenen

00:01:11: Themen und gucken halt, wie können wir den Menschen in seiner ganzen Möglichkeit, in seinen

00:01:17: ganzen Vielfältigkeiten feiern. Das klingt aber jetzt eher nach einem Angebot für Erwachsener.

00:01:22: Das ist ein Angebot für die Erwachsenen. Und das findet wie häufig statt?

00:01:26: Das machen wir so zweimal im Jahr. Dann ladet ihr ein und dann ist jeder willkommen auch aus

00:01:33: dem Sozialraum in Nachhaut und da kann jeder kommen. Da warst du ja sicherlich schon mehrfach dabei

00:01:38: auch. Bzw. hast du das organisiert. Wie sind denn so die Erfahrungen? Wie läuft so was ab?

00:01:42: Wir laden ein zu einem gewissen Thema. Wir haben verschiedene Themen schon gehabt. Wir haben uns

00:01:47: über verschiedene Religionen ausgetauscht und haben jetzt eben dieses Oberthema "Wir feiern den

00:01:52: Menschen" und gucken da, wie vielfältig sind die Menschen. Welche Werdegang haben sie? Was haben

00:01:57: sie daraus gemacht? Wie darf ich mir das vorstellen? Ist das ein Raum, so eine Art Besprechungsraum

00:02:02: oder seid ihr da tatsächlich in einem Café? Wie ist das organisiert? Ne, eine gemütliche Runde

00:02:06: bei uns in der Einrichtung. In einem Raum, der eben gerade Platz hat. Also wenn wir jetzt mehrere

00:02:12: sind, gehen wir natürlich in die Bewegungshalle und in einen größeren Raum. Sind es nur wenige

00:02:16: gehen wir in einen kleineren Raum, um da eben auch die Atmosphäre dann zu haben. Und wird

00:02:21: das gut besucht? Wird das angenommen? Ja, doch das wird schon angenommen von den Eltern. Okay,

00:02:25: also man tauscht sich sozusagen dann aus, aber ist es jeder willkommen. Ihr seid sozusagen... Jeder

00:02:30: ist bei uns willkommen. Das ist ja euer Grundkonzept. Genau. Von der Offenheit. Das heißt, ihr tragt

00:02:35: diese Offenheit auch in die Elternschaft sozusagen weiter. Genau, bei uns ist jeder willkommen.

00:02:40: Also ich habe mir ja ein paar Stichworte hier aufgeschrieben, um auch nochmal in die Details zu

00:02:45: gehen, eure Einrichtung. Und auch nochmal ein bisschen euch vorzustellen und zu sehen, was ihr

00:02:49: dort macht. Ich habe als ein Stichwort hier Kinderkonferenz stehen. Vielleicht kannst du uns

00:02:52: einen Einblick in das Thema Kinderkonferenz geben. Also die Kinderkonferenz findet bei uns statt alle

00:02:58: 14 Tage im Wechsel im Moment einem Themenmorgenkreis, wo wir verschiedene Themen anbieten, wo die

00:03:04: Kinder sich halt aussuchen können, an welchem Morgenkreis sie jetzt teilnehmen möchten, was,

00:03:08: was ich eine Bilderbuchbetrachtung oder eine Bewegungsbaustelle oder was auch immer. Und haben

00:03:14: dann eben dementsprechend in der anderen Woche die Kinderkonferenz, wo der Kinderbeirat, der bei

00:03:20: uns existiert, sehr stark mit eingebunden ist, die übernehmen die Moderation. Und im Kinderbüro

00:03:26: wird halt vorgeguckt, welche Themen stehen an. Das können Beschwerden von Kindern sein, das können

00:03:32: Anregungen von Kindern sein. Das können auch mal sein, dass wir ein Fest oder eine Feier vorbereiten

00:03:39: und wir die Kinder fragen, wie möchtet ihr die gerne gestaltet haben. Wir fragen zum Beispiel auch,

00:03:45: wenn wir einen Frühstücksbefehl anbieten, welche Wünsche habt ihr, was würdet ihr gerne mal beim

00:03:51: Frühstücksbefehl haben. Natürlich gucken wir da auch ein bisschen auf die gesunde Ernährung und

00:03:56: das ist nicht gerade im Dezember die Erdbeeren sein müssen, sondern vielleicht da dann auch mal

00:04:03: Äpfel und Bier. Aber auch Gummibärchen stehen doch immer auf der Wunschliste, oder? Die stehen

00:04:08: immer drauf und ab und zu gibt es auch bei uns Gummibärchen trotz gesunder Ernährung. Wie wird

00:04:13: denn das Konzept eigentlich angenommen? Das ist ja ein sehr hervorragendes Konzept, um alle einzubinden.

00:04:17: Aber wie sagt aus deiner Erfahrung heraus, wie läuft das Ganze dann tatsächlich ab? Also wie

00:04:23: motiviert sind die Leute und wie sehr wird das Ganze angenommen von den Kindern? Also ich kann ja mal

00:04:27: so einen typischen Tagesablauf einfach mal schildern. Um 6.30 Uhr sind unsere ersten Kinder da und

00:04:34: um 7.00 Uhr kommt dann so der nächste Bus an, der nächste Schub. Und es ist so, dass wir ja verschiedene

00:04:41: Buchungszeiten haben und anbieten. Wir aber auch eine Kernöffnungszeit haben von 7.30 bis 13.30 Uhr.

00:04:48: Das ist also festgelegt und je nach Buchungszeit, wenn wir zum Beispiel 35 Stunden gebucht werden,

00:04:56: dann sind noch fünf Stunden für die Eltern frei zur Auswahl, die sie entweder sagen können. Also ich

00:05:02: möchte um 6.30 Uhr schon kommen oder aber in den Amitagsbereich bis 16 Uhr oder an zwei Tagen

00:05:08: auch bis 17 Uhr bei den Kindern. Und die Buchungszeiten, also welches Spektrum umfassen diese

00:05:12: Buchungszeiten? Von wie viel Stunden bis zu wie viel Stunden kann man buchen? Also man kann 25

00:05:17: Stunden, 35 oder 45 Stunden buchen und hat dann dementsprechend bei 35 Stunden halt fünf Stunden,

00:05:25: die man noch frei einteilen kann und bei 45 Stunden sind es dann 15 Stunden, die flexibel noch für

00:05:31: die Eltern eingeteilt werden können. Und ist man dann an bestimmte Zeiten gebunden, also wenn man

00:05:35: sozusagen euch besucht bzw. wenn man kommt und wenn man euch verlässt? Ja, die Buchungszeiten sind

00:05:40: dann so, wie man oder die Eltern das gebucht haben. So sind dann auch die Bring- und Abholzeiten.

00:05:45: Natürlich flexibel, sei es jetzt, es ist ein Arztbesuch oder irgendwas außergewöhnliches,

00:05:51: dann kann man natürlich mit uns reden und das Kind auch vor der Buchungszeit bringen oder auch

00:05:55: mal später abholen. Also wenn ich mal dann genau ein Notfall ist oder eine außergewöhnlich und

00:06:00: die stehen eine halbe Stunde vorher, dann macht ihr die Türen auch mal auf. Ja natürlich. Also ab

00:06:04: halb sieben ist jemand da und wenn man vorher Bescheid weiß, ist das überhaupt kein Thema.

00:06:09: Ihr deckt sozusagen den ganzen Tag ab und seid da flexibel in den Zeiten und das ist sicherlich

00:06:13: ein Konzept, was sich natürlich auch auf die Bedürfnisse der Eltern entsprechend gerade vor

00:06:17: einer Arbeitssituation glaube ich optimal anpasst. Aber kommen wir zurück zu dem Tagesablauf.

00:06:21: Da waren wir ja noch nicht ganz fertig. Wie geht der Tagesablauf weiter? Also die Kinder

00:06:25: sollten bis 8.30 Uhr schon bei uns in der Einrichtung sein. Wir haben dann vorne, das ist aus der

00:06:30: Corona Zeit entstanden, dass wir so ein

00:06:32: Empfangsdresen haben, der immer besetzt ist und wo die Eltern Informationen austauschen können.

00:06:39: Wir anfragen an Eltern, noch mal stellen können, die zwischen Tür und Angel sozusagen besprochen

00:06:46: werden können, wo man jetzt kein Elterngespräch für braucht, sondern eine kurze Informationsaustausch.

00:06:51: Das findet da statt und dann gehen die Kinder in dem Moment, wo sie da sind, in ihre Basisgruppen

00:06:57: und können von da aus dann ihren Bedürfnissen nach entscheiden, welchen Tagesablauf sie sich jetzt

00:07:02: wünschen, wo sie spielen möchten, wo sie kreativ sein. Muss man den Tagesablauf anmelden, in welchen

00:07:08: Raum man geht oder kann man das spontan machen? Nein, die Kinder können für sich entscheiden,

00:07:13: wo sie hin möchten. Also die können überall bei uns in den Funktionsbereichen spielen. Wir

00:07:20: hatten schon gelernt, dass ihr ja ein offenes Konzept fahrt und die Kinder sich das selber

00:07:24: aussuchen können, in welchen Raum sie gehen, in den Räumen verschiedene Angebote gemacht werden.

00:07:29: Also wir hatten zum Beispiel mal in einer anderen Episode über den Bewegungsraum gesprochen, aber

00:07:33: es ist ja immer so, dass man einen Lieblingsraum hat. Welcher ist denn deiner? Wir haben eine Bücherei

00:07:38: und in dieser Bücherei ist es so, dass die Kinder sich also selbstständig die Bücher angucken können,

00:07:43: wie in jedem anderen Kindergarten oder in jeder Kindertageseinrichtung. Und wir bieten auch an,

00:07:49: dass die Kinder sich wie in einer normalen Bücherei einmal in der Woche auch ihre Bücher ausleihen

00:07:54: können. Richtig mit Aufschreiben, Liste, das Buch möchte ich haben und das dürfen sie auch mit nach

00:08:00: Hause nehmen für einen gewissen Zeitraum. Wir reden aber tatsächlich über papierversite Bücher.

00:08:04: Ja. Und wie ist das angenommen? Das wird sehr gut angenommen. Also die Kinder sind sehr oft da oben

00:08:12: in der Bücherei und schauen sich die Bücher an oder fragen auch nach, kannst du mir das vorlesen?

00:08:17: Oder sie blättern durch und lesen sich in Anfangstrichen selber Geschichten vor. Wenn wir jetzt das Thema Bücher

00:08:24: haben, auf der einen Seite Kinder haben natürlich auch die Bedürfnisse jetzt gerade sich neuen Medien

00:08:29: oder auch Medien gerade zu widmen. Wie sieht da das Angebot dann aus in den Räumen? Neben der Bücherei

00:08:34: ist der Spielebereich und da in dem Bücherei und Spielebereich gibt es auch einen Bereich,

00:08:39: in dem ein Kinderpizzi steht, an dem die Kinder dann auch ihre Spiele und ihre Sachen machen können.

00:08:46: Und damit das nicht ausartet, dass wir da dann auch eine Eieruhr stehen haben. Sind denn diese

00:08:51: Bereiche, sind die Räume nicht voneinander also durch eine Tür getrennt oder können die Kinder

00:08:55: da sozusagen einfach durchgehen in die verschiedenen Bereiche? Nein, es ist also ein Raum, einmal die

00:09:01: Bücherei, Literacy Bereich, also der Literaturbereich, der Spielebereich und eben auch der PC und Medienbereich.

00:09:08: Wenn du jetzt Literacy sagst, klingt das auch so ein bisschen mehr sprachig. Ja, wir haben auch Bücher

00:09:13: in mehreren Sprachen. Tatsächlich? Ja. Welche Sprachen deckt ihr denn da ab? Also wir haben türkische Bücher,

00:09:19: wir haben polnische Bücher, wir haben schwedische Bücher, französische Bücher. Also wir bitten

00:09:25: auch Eltern, die in Urlaub fahren oder aus anderen Ländern kommen, uns auch schonmal Bücher mitzubringen.

00:09:30: Wie werden diese Bücher eingesetzt? Es ist spannend. Also es ist so, dass ich natürlich kein polnisches

00:09:35: Buch vorlesen kann, aber wir eben auch Mitarbeiter haben, die die polnische Sprache können oder wir

00:09:42: auch auf Eltern oder auf den Elternbauer zugehen und sagen, können Sie in Ihrer Sprache mal etwas

00:09:47: vorlesen. Das bedeutet, euer Integrationskonzept ist ja dann auch noch auf die Sprache und Nationalität

00:09:53: ausgeweitet und bietet das an. Ich wäre jetzt ein bisschen neugierig, wenn jetzt jemand, sagen wir,

00:09:58: in polnischer oder türkischer Sprache ein Buch vorliest. Also hat man dann Zuhörer aus verschiedenen

00:10:03: Nationalitäten oder bezieht sich das und fokussiert sich das auf die jeweilige Nationalität,

00:10:07: aus der das Buch vorgelesen wird. Alle Kinder, die das interessiert, nehmen daran teil, auch wenn

00:10:12: sie die Sprache nicht verstehen und finden das einfach nur spannend. Das Spektrum und Integration

00:10:17: ist natürlich dadurch noch viel, viel weiter geworden und ist wirklich sehr, sehr spannend. Ihr

00:10:22: führt ja dann auch sehr viele Sachen zusammen. Kann man sagen, dass es eigentlich bei euch eine

00:10:26: sehr friedliche, harmonische Situation zwischen sowohl Nationalitäten als auch Altersstufen ist?

00:10:32: Ja, das kann man so sagen, ohne irgendwie, das ist so. Klar gibt es immer mal Konflikte, die gibt

00:10:39: es aber egal welches Nationalität ein Kind hat oder welche Farbe oder Augenfarbe, Haarfarbe oder

00:10:46: sonstiges. Konflikte gibt es immer, aber im Großen und Ganzen ist es sehr harmonisch und wir haben

00:10:51: auch nicht, dass irgendein Kind ausgegrenzt wird, weil es eine andere Hautfarbe hat, weil es

00:10:57: irgendetwas nicht essen darf oder irgendwas nicht kann. Genau, gutes Stichwort, kommen wir zum Essen.

00:11:02: Also bei so großem Spektrum ist natürlich die Essensauswahl auch entscheidend. Es muss ja nicht

00:11:07: nur lecker sein, sondern es muss ja auch zu der kulturellen Umgebung passen, aus denen das Kind

00:11:11: kommt. Also es ist so, dass wir ja ein Mittagessen von einem Ketteringsservice frisch zubereitet,

00:11:18: geliefert bekommen und auch da achten wir natürlich dann auf Allergien, auf Unverträglichkeiten und

00:11:25: eben zum Beispiel bieten wir nur Putenfleisch an, gar kein Schweinefleisch oder im Rindfleisch.

00:11:30: Also durch den Ketter wird dann abgesichert, dass es tatsächlich auch für jeden etwas gibt. Ist

00:11:35: denn auch etwas Abwechslung beim Essen dabei? Also die Kinder können unter verschiedenen Gerichten

00:11:40: immer auswählen, das wird auch demokratisch mit den Kindern zusammen abgestimmt und es ist so,

00:11:45: dass wir verschiedene Tage haben. Also das heißt, es gibt einen Tag, da gibt es Suppe,

00:11:50: einen Nudeltag, einen Gemüsetag, einen Fleischtag und einen Fischtag. Fischtag natürlich am Freitag.

00:11:57: Wann sonst? Genau, wann sonst? Die Perspektive für die Kinder und auch für die Eltern,

00:12:03: die scheint einfach optimal zu sein in eurer Einrichtung. Wenn wir jetzt mal deine Perspektive

00:12:09: und die Perspektive einer Mitarbeiterin sehen, wie empfindest du dort das Arbeitsklima und deine

00:12:14: Situation dort in der Einrichtung? Das Arbeitsklima ist sehr schön, sehr offen. Wir müssen natürlich

00:12:21: sehr viel miteinander reden. Das macht dieses Team aber auch aus, dass es die Kommunikation

00:12:26: halt hat. Untereinander in kleinen Bereichen, in großen Gruppen, wir in der Dienstbesprechung

00:12:33: alles ansprechen können, wir untereinander auch alles ansprechen können. Man sich austauschen kann,

00:12:39: man Hilfe bekommt, man Hilfe geben kann und es ist ein wunderbares Miteinander und wie es bei uns

00:12:46: so schön heißt, die WG läuft. Sülke, herzlichen Dank, ein perfektes Schlusswort. Vielen, vielen

00:12:52: Dank für die Einblicke. Auch diese neue Perspektive, was alles Integration umfasst. Also mehr Werbung

00:12:58: kann man, glaube ich, für eure Einrichtung nicht machen. Vielen Dank. Bitte gerne.

00:13:01: [Musik]