00:00:00: Wir feiern den Menschen. Ein Podcast des evangelischen Familienzentrums FIPS.
00:00:07: Ja, herzlich willkommen zu einer weiteren Episode des Podcasts Wir feiern den Menschen.
00:00:15: Ich bin Thomas Walter und darf heute ganz herzlich die Nicole Blömmers begrüßen. Hallo Nicole.
00:00:21: Ja, hallo, ich freue mich, dass ich hier sein kann. Wir wollen heute so ein bisschen in die Tiefe gehen.
00:00:26: Also auf der einen Seite wollen wir natürlich unseren Zuhörern die Mitarbeiter vorstellen.
00:00:31: Auch eine Perspektive. Wer ist da eigentlich? Wer ist dieser Einrichtung?
00:00:34: Deswegen schön, dass du heute ein Teil davon übernimmst.
00:00:37: Aber es gibt auch ein paar Spezialgebiete, auf die wir eingehen wollen.
00:00:41: Vielleicht stellst du dich kurz vor und erklärst unseren Zuhörern ein bisschen über deine Rolle in der Einrichtung.
00:00:47: Ja, ihr habt ja schon gehört. Mein Name ist Nicole Blömmers.
00:00:51: Ich bin pädagogische Fachkraft in der Einrichtung Abwesenheitsvertretung und ganz frisch gebacken Stellvertretung.
00:01:00: Ich bin seit 2013 in der Einrichtung tätig.
00:01:06: Ich bin zurzeit im Kreativbereich zuständig.
00:01:09: Ja, habe mich auch so ein bisschen auf den Weg gemacht, jetzt die neuen Medien einfach auch in diesem Bereich ein bisschen einzuführen.
00:01:18: Auf die Details kommen wir gleich und wir gucken mal, welche Details du uns sozusagen noch mitgebracht hast und welche Einblicke du uns noch mitgebracht hast in die Einrichtung.
00:01:26: Die Karen hatte sehr eindrucksvoll über das offene Konzept beziehungsweise die offenen Aufgaben in eurer Einrichtung gesprochen.
00:01:33: Wie nehmst du den Alltag in eurer Einrichtung wahr und wie empfindest du dieses offene Konzept? Wie wirkt das auf dich?
00:01:39: Ja, das offene Konzept ist auf jeden Fall eine Bereicherung auch für die Kinder.
00:01:45: Direkt in der Eingangshalle stehen die Worte gemeinsam leben, gemeinsam spielen, gemeinsam lernen, an der Wand ganz groß.
00:01:53: Also das ist im Prinzip das Erste, was man sieht, wenn man die Einrichtung betritt.
00:01:58: Und auch das ist unser Leitsatz einfach in der Einrichtung.
00:02:02: Wir werden nachher noch mal darauf zurückkommen, auch was es für die Mitarbeiter bedeutet, in so einer Einrichtung zu arbeiten.
00:02:08: Ich habe mitgenommen, dass ihr ein sehr, sehr angenehmes Arbeitsklimabau euch habt.
00:02:12: Kannst du das bestätigen oder dazu noch uns ein bisschen Einblicke geben?
00:02:15: Also das kann ich auf jeden Fall bestätigen.
00:02:17: Bei uns ist es so, dass wir sehr stärken und ressourcenorientiert arbeiten können.
00:02:22: Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter hat so ein bisschen seinen Steckenpferd gefunden und kann dementsprechend auch arbeiten,
00:02:31: kann natürlich auch seine eigenen Vorleben mit einbringen und alles das, was man gerne macht,
00:02:36: kann man natürlich auch sehr überzeugend dann weitergeben und weiter transportieren.
00:02:41: Sehr, sehr spannend. Ein sehr, sehr spannendes Arbeitsumfeld und sehr, sehr angenehmes Arbeitsumfeld.
00:02:45: Man merkt auch, wenn du jetzt hier mir gegenüberstehst, du strahlst und stehst für die Sache, das kann man merken.
00:02:51: Kommen wir zu deinen Aufgaben zu den Teilen, du hast es gerade schon Medien erwähnt.
00:02:54: Was hat es für den Medien auf sich in eurer Einrichtung?
00:02:57: Ganz am Anfang stehen wir noch.
00:02:58: Es ist ja mittlerweile auch so, dass es auch in der Bildungsvereinbarung des Landes Nordrhein-Westfalen verankert ist,
00:03:05: dass Medienerziehung, Medienbildung auch Einzug in den Kindergartenalltag halten soll.
00:03:11: Teilweise ist es halt eben noch ein bisschen schwierig, weil ich mach mich so auf den Weg,
00:03:16: auch einfach Überzeugungsarbeit zu leisten, ja, auf Seiten der Kolleginnen, auf Seiten der Eltern
00:03:23: und natürlich auch die Kinder, wobei die Kinder ja schon einfach viel auch mitbringen, weil sie heutzutage damit groß werden.
00:03:31: Und ich habe mir so ein bisschen zur Aufgabe gemacht, den Kolleginnen und auch den Eltern klarzumachen,
00:03:38: dass halt Medien nicht einfach nur Computerspielen ist, nicht einfach nur irgendwelche Ballerspiele sind,
00:03:45: sondern dass man Medien vielfach einsetzen kann, ganz kreativ damit umgehen kann, dass man auch gemeinsam etwas mit Medien machen kann.
00:03:55: Ja, dass es nicht einfach nur was Schlechtes ist, was man ablehnen sollte.
00:04:00: Kannst du uns ein Beispiel dafür geben?
00:04:02: Wir sind ja eine Einrichtung, die direkt auch Anschluss an den Wald hat, dass man sich dort auf den Weg macht,
00:04:08: einfach ein Mikroskop mitnimmt, was man mit einem Tablet verbinden kann und sich direkt dann unterwegs,
00:04:14: ja, Käfer, Bäume, Blätter, alles, was man so auf dem Weg findet, anschauen kann, nachgucken kann, was das ist
00:04:22: und somit hat man ja direkt auch schon diese Medienerziehung mit dabei.
00:04:26: Ja, halt eben auch dieses gemeinsame Erlebendes, weil man braucht halt jemanden, der das Mikroskop hält,
00:04:34: man braucht jemanden, der das Tablet hält und man braucht letzten Endes auch jemanden, der sich um den Käfer kümmert.
00:04:40: Mega, wie spannend! Du gehst in den Wald und siehst direkt das, was du dort findest und kannst es sofort digital dir anschauen und analysieren.
00:04:47: Das klingt fantastisch, also das macht direkt Spaß mitzukommen und mitzumachen.
00:04:51: Ja, ich hoffe, dass wir das auch weiterhin wirklich so umsetzen können,
00:04:55: aber wie gesagt, wir stehen da gerade noch sehr am Anfang des Ganzen, es gibt da halt eben ganz, ganz viele Dinge, die man noch tun kann,
00:05:03: unter anderem auch, was die Sprachentwicklung anbetrifft.
00:05:07: Wir haben selber ein digitales Bilderbuch erstellt, wo die Kinder selber Fotos gemacht haben, das Ganze vertont haben
00:05:13: und sich das jetzt wirklich auf dem Tablet selber anschauen können.
00:05:16: Und war eine ganz spannende Geschichte auch einfach, wir haben viel gelacht und ja, es ist einfach toll, sich da auf den Weg zu machen.
00:05:24: Inwiefern wirken denn die Eltern bei euch mit? Also wiefern könnt ihr denn die Eltern dort auch in dem gesamten Spektrum mit integrieren?
00:05:30: Also die Eltern haben bei uns ein ganz großes Mitwirkungsrecht.
00:05:34: Es gibt den Elternbeirat, der ja gewählt wird am Anfang des Kindergartenjahres, auch wieder über neue Medien, nämlich über unsere Kita-Info-App.
00:05:45: Ja, die Aufgabe, erst so Sprachrohr zwischen Eltern und der Einrichtung, wenn Probleme sind, Wünsche auftreten
00:05:54: oder so was, dann ist halt eben der Elternrat dafür zuständig, das an die Einrichtung weiterzutragen oder auch bei Beschwerden zum Beispiel.
00:06:03: Da kann es schon mal nötig sein, wenn jetzt Eltern vielleicht sich nicht so ganz trauen, das Thema so anzusprechen
00:06:09: und dann können sich halt eben Eltern auch Hilfe beim Elternbeirat holen und dann ist der Elternbeirat eben mittler zwischen Eltern und Team.
00:06:17: Aber ich muss nicht im Elternbeirat sein, um mitzuwirken, bei Events oder auch wenn ich mit euch sprechen möchte?
00:06:22: Nein, auf keinen Fall. Also wir finden für jeden, der mitwirken möchte, auch die entsprechende Aufgabe.
00:06:29: Wir haben also Eltern, die haben...
00:06:31: Ein Superorganisationstalent, die kann man sich natürlich super gut ins Boot holen, wenn es um
00:06:37: Planung von Festen, von Feiern geht. Wir haben Eltern, die sich im Ort sehr gut auskennen,
00:06:43: die da sehr gut vernetzt sind, die dann auch gute Ideen haben oder einfach auch Kontakte
00:06:48: knüpfen können zu zum Beispiel Sportvereinen oder zur Grundschule, dass man die da einfach
00:06:55: mit einbezieht. Aber genauso gut gibt es ja auch Eltern, die so ein bisschen schüchterner sind,
00:06:59: die vielleicht nicht unbedingt so direkt immer im Vordergrund stehen. Aber für die gibt es auch
00:07:04: Aufgaben, wie zum Beispiel dann mal einkaufen gehen fürs Frühstücksbefehl. Jeden so, wie er das
00:07:10: möchte, bekommt man da auch eine Aufgabe. Kommen wir nochmal zurück von den Eltern zu den Kindern.
00:07:15: Kinder stehen ja bei euch im Mittelpunkt, absolut. Also ich habe mir zwei Stichworte aufgeschrieben.
00:07:21: Und zwar steht hier auf meinem kleinen Notizsettel Kinderrechte und Kinderbüro. Was hat es damit
00:07:27: auf sich, Nicole? Also es gehört zusammen, die Kinderrechte hängen bei uns auch in der Eingangshalle
00:07:32: aus. Da steht ja drauf, dass Kinder zum Beispiel ein Mitbestimmungsrecht haben. Und das Mitbestimmungsrecht,
00:07:38: also die Partizipation der Kinder, steht bei uns auch mit ganz oben auf der Tagesordnung. Die
00:07:45: Kinder haben bei uns die Möglichkeit, ihren Alltag mit zu bestimmen in ganz vielen unterschiedlichen
00:07:52: Situationen. Es fängt ja eigentlich schon durch das offene Konzept an, weil jedes Kind entscheidet
00:07:58: bei uns, wo es spielt, mit wem es spielt, wie lange es in den einzelnen Funktionsbereichen spielt
00:08:06: und das ist im Prinzip schon das Mitbestimmungsrecht. Und das Kinderbüro? Im Kinderbüro ist der gewählte
00:08:14: Kinderbeirat, öffnet das Kinderbüro einmal in der Woche zu festgelegten Zeiten und dann gibt es im
00:08:21: Prinzip Sprechzeiten für die Kinder. Also jedes Kind kann zum Kinderbeirat kommen, kann seine Wünsche
00:08:26: äußern, kann beschwerdenlos werden, kann auch einfach mal sagen, oh, das finde ich jetzt gerade
00:08:32: doof oder kann auch sagen zum Frühstücksbefehl nächste Woche wünsche ich mir Gummibärchen,
00:08:37: ob das dann immer so klappt, ist dann die andere Seite. Aber solche Dinge können einfach im Kinderbüro
00:08:44: angemerkt werden. Der Kinderbeirat sammelt diese Punkte und die gehen dann auch wieder in die Kinderkonferenz.
00:08:50: Cool. Also da wird man ja im Grunde sehr früh auf das Leben vorbereitet und auf die Abstimmungsprozesse,
00:08:57: die man in Gruppen gerade in participativen Konzepten hat. Auf jeden Fall. Wir haben sehen
00:09:03: uns als pädagogische Fachkräfte eigentlich eher als Wegbegleiter der Kinder, als Möglichmacher und
00:09:10: nicht so von umherab wir bestimmen, weil für die Kinder ist es ihre Einrichtung, es ist ihr Alltag.
00:09:15: Uns liegt halt einfach viel am Herzen den Kindern beizubringen, dass sie ihre Bedürfnisse äußern
00:09:21: können. Aber auf der anderen Seite mal lernen, dass vielleicht manche Dinge, die ich mir jetzt gerade
00:09:26: so wünsche, einfach nicht möglich sind oder halt dann eben der Allgemeinheit nicht so, ja, nicht
00:09:31: alle einverstanden sind und dass man sich dann einfach auch mal unterordnen muss. Jetzt haben wir
00:09:36: noch den Begriff Kinderbeirat. Was hat es damit auf sich? Die Schulanfänger, die also im letzten
00:09:42: Kindergartenjahr sind, die können sich zum Kinderbeirat aufstellen lassen. Da gibt es dann auch im
00:09:48: Vorfeld eine Veranstaltung, dass diese Kinder sich den anderen Kindern vorstellen, nochmal sagen,
00:09:54: wer sie sind, wofür sie einstehen, sie gestalten sogar für sich selber Wahlplakate mit ganz
00:10:01: bestimmten Wahlslogan. Das kann zum Beispiel sein, ich möchte, wenn ich in den Kinderbeirat gewählt
00:10:06: wäre, gerne mithelfen bei der Gartenarbeit. Es kann aber genauso gut auch sein, ich möchte
00:10:12: streitschlichter werden, ich möchte im Kinderbüro mithelfen. Aber es können auch aus Kindersicht
00:10:18: ganz simple Dinge sein, wie ich möchte die Feste mitgestalten, weil ich stehe dafür ein,
00:10:23: dass es dann immer Gummibärchen gibt. Die Gummibärchen lassen dich nicht los. Aber jetzt mal,
00:10:29: wir haben ja gelernt, dass es bei euch sehr gesundes Essen gibt, aber es gibt auch mal Gummibärchen,
00:10:33: oder? Natürlich gibt es auch mal Gummibärchen. Nicole, was müssen Leute mitbringen, die bei euch
00:10:39: einsteigen wollen als Mitarbeiter? Offenheit, Kommunikationsfähigkeiten, ja ein ganz großer
00:10:46: Punkt, weil ohne die Kommunikation untereinander funktioniert das offene Konzept nicht. Und
00:10:52: ganz ganz wichtig ist eigentlich ja so die eigene Haltung. eigene Haltung, was umfasst das für dich?
00:10:59: Ja, einfach auch diesem Konzept gegenüber ja das zuzulassen. Also kein Tag ist gleich. Es gibt ganz
00:11:08: viele Situationen, auf die man sich tagtäglich neu einstellen muss und man muss einfach auch
00:11:15: zulassen können, dass Kinder auch einfach mal nein sagen. Und selbst das können kann man sich gut
00:11:20: vorstellen, selbst die ganz kleinsten, die noch nicht wirklich das jetzt so sprachlich äußern
00:11:26: können, die können einem aber schon ihren Unmut sehr gut äußern, nämlich dass sie dann einfach
00:11:31: anfangen zu schreien oder zu strampeln oder sowas in der Art. Also sich darauf einzulassen ist
00:11:38: einfach auch ein ganz großes Kriterium, was man mitbringen sollte. Das klingt sehr, sehr
00:11:43: faszinierend. Also wir haben die Komponenten Eltern, wir haben die Komponenten Kinder,
00:11:48: wir haben die Komponenten Mitarbeiter. Die haben wir noch nicht ganz durchleuchtet. Wie würdest du
00:11:54: eure Arbeitsatmosphäre einstufen? Also wir haben intern eigentlich immer ein Motto und wir sagen,
00:12:02: die WG lebt. Weil wir einfach ganz, ganz viel Zeit miteinander verbringen. Ich glaube, wir sind
00:12:10: vielfach einfach auch mehr als nur Kolleginnen und das spiegelt sich einfach in der ja täglichen
00:12:17: Arbeit wieder. Jeder hat in unserem Team die Chance, seine Stärken, seine Ressourcen einzubringen.
00:12:24: Jeder darf auch seine Schwächen natürlich zeigen. Zum Großteil findet man einfach auch jemanden,
00:12:31: der genau diese Schwächen auch wieder auffangen kann und ausgleichen kann. Nicole, herzlichen Dank
00:12:37: für die wirklich detaillierten und spannenden Einblicke in eure Einrichtung und ich hoffe und
00:12:42: wünsche euch, dass es genau so weitergeht. Ihr entwickelt euch ja immer weiter, ihr seid
00:12:46: innovativ, ihr bezieht die Eltern mit ein, ihr bezieht die Kinder mit ein und ihr achtet auch
00:12:52: auf euer Arbeitsumfeld. Also man kann eigentlich sagen, eine wirklich perfekte Situation für
00:12:57: eine Einrichtung wie eure. Herzlichen Dank!
00:12:59: [Musik]